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Donnerstag, 12. Januar 2023

Die Silvester-Randale: Die Aggression der Ausgegrenzten

Zwei Kommentare beschäftigen sich mit den Randalen in der Silvesternacht in Berlin.

Nicht das Böllern ist das Problem, sondern der mangelnde Respekt

Georg Ismar sieht in der Süddeutschen Zeitung nicht im Böllern das Problem, sondern im mangelnden Respekt. Die SPD forderte im Wahlkampf „Mehr Respekt“ – für manche Feuerwehrleute klingt dies wie Hohn, sie fühlen sich zu wenig geschützt. Vor allem junge Männer aus dem migrantischen aber auch rechtsextremen Milieu sehen den Staat zunehmend als Feind.
Statt auf Böllerverbote fordert der Autor eine Debatte, „wie man Polizei- und Feuerwehrbeamte wirklich besser schützt, wie vielleicht prominente Multiplikatoren als Brückenbauer zu den Milieus, aus denen die Täter kommen, eingesetzt werden könnten. Und wie zugleich die Abschreckung erhöht werde kann, um den Schutz für die Einsatzkräfte auch jenseits von Wahlkampfsprüchen zu erhöhen.“

Silvesterrandale in Berlin: die Aggression der Ausgegrenzten

Constanze von Bullion kritisiert in der Süddeutschen Zeitung, wie „die Silvesterrandale mit schlafwandlerischer Sicherheit zu einer Migrationsdebatte umfunktioniert wurden. „Jung-männer spielen da Krieg gegen den Staat“, „arm an Perspektive, dafür aber umso reicher an Testosteron“. Für die Autorin ist dies die Aggression einer wachsenden gesellschaftlichen Unterschicht ohne Deutungshoheit im öffentlichen Diskurs.
Mitleid haben die Kiezgladiatoren nicht verdient, denn sie handeln ohne Rücksicht auf Verluste auch in ihrem eigenen Kiez. Es darf aber nicht wieder der Gleichgültigkeit vorherrschen: „Wenn der Pulverdampf über Neukölln und Marxloh verraucht ist, wird das Land sich wieder in gewohnter Gleichgültigkeit üben. Man wird es überlasteten Lehrerinnen und Quartiersmanagern überlassen, sich mit fehlenden Bildungschancen und Frust in Großstadtrevieren auseinanderzusetzen, mit Ignoranz, prügelnden Vätern und dem ganzen Schlamassel objektiver Benachteiligung und gefühlter Unzugehörigkeit.“ Für die Autorin ist nicht entscheidend, ob die Jugendliche aus Einwanderfamilien stammen. „Es gilt, auf allen gesellschaftlichen Etagen demokratischen Gemeinsinn durchzusetzen, aber eben auch gleiche Teilhabe. Davon ist Deutschland weit entfernt.