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Mittwoch, 13. Dezember 2023

Bildung: Fünf Gründe, warum deutsche Schulen heute nicht besser abschneiden

Die PISA-Studie war – mal wieder - ein Schock. Die Schüler*innen sind bei der aktuellen Bildungsstudie weiter abgestürzt. In der ZEIT nennt Martin Spiewak fünf Gründe, warum deutsche Schulen so schlecht abschneiden. Er betont aber auch, dass es positive Veränderungen gab.

Es hat sich einiges getan

Seit dem PISA-Schock 2000 hat sich einiges verbessert: Die Zahl der Grundschüler an Ganztagesschulen hat sich verzehnfacht, über 100.000 neue Erzieherinnen wurden eingestellt.
Es gibt Sprachtests vor der Einschulung, bundesweite Bildungsstandards und Leseprogramme. Die Bildungsausgaben haben sich inflationsbereinigt verdoppelt, die Klassen sind kleiner geworden.

Es reicht nicht aus

Es gibt verschiedene Gründe, warum das nicht gereicht hat: die Schülerschaft hat sich ebenso verändert wie die Welt jenseits des Klassenraums „von digitalen Medien über veränderte Familienstrukturen bis zum Arbeitsmarkt, der gering qualifiziertes Personal kaum noch braucht.“ Gleichzeitig sind die Anforderungen immer größer geworden – sie gelten als „Generalreparaturbetrieb“ für viele Missstände.

Die Schulen haben sich nicht gewandelt wie die Gesellschaft

Die Autoren nennen fünf Gründe, warum sich Schulen nicht in der gleichen Geschwindigkeit verändert haben.

1. Gaaanz laaaangsam

Bis zu 200.000 lese- und rechenschwache Schülerinnen und Schüler verlassen pro Jahr die Schule. Es dauerte aber 20 Jahre bis sich die Kultusminister auf eine Leseinitiative geeinigt haben. Auch ein lange erprobtes Mathekonzept soll erst 2024 starten. Weltweit haben die Schließungen durch das Coronavirus zu einem Kompetenzeinbruch geführt. Deutschland war aber besonders schlecht auf Onlineunterricht vorbreitet, bis heute fehlen WLAN und Tablets.

2. Basteln statt Lernen

Die deutschen Kitas verstehen sich immer noch nicht als Bildungshäuser. Gerade für Kinder, die zu Hause kein Deutsch sprechen, wäre frühkindliche Bildung enorm wichtig. Zusätzliches Geld für die frühkindliche Bildung wurde zudem nicht in erster Linie in die Qualität der Kitas investiert. Stattdessen wurden Milliarden für mehr Plätze und sinkende Beiträge ausgegeben. Das half dem Geldbeutel von Mittelstandseltern, aber nicht der Chancengleichheit. Auch beim Ausbau von Ganztagesschulen gibt es nachmittags vor allem Bastel-Gruppen und Fußball-AGs, dadurch werden weder Bildungsungerechtigkeiten abgebaut noch zu Lernzuwächsen geführt.

3. Vorsicht vor den Bildungsbürgern

Experten fordern seit langem, Brennpunktschulen gezielt zu fördern: mit mehr Lehrkräften, kleineren Klassen, Schulpsychologen und Sozialarbeitern. Der Mut an anderen Stellen zu sparen, z.B. bei den Gymnasien, fehlt jedoch – die Politik möchte keine Diskussionen mit Bildungsbürgern. Der Lehrermangel verschärft neuerdings die Ungleichheiten, da an Brennpunktschulen mehr Unterricht ausfällt und mehr Quereinsteiger beteiligt sind.

4. Routine, Routine, Routine

Erneut haben asiatische Länder im internationalen Vergleich überragend abgeschnitten. Diese haben weniger Migranten zu integrieren, dennoch lohnt sich ein Blick auf den Unterricht. Es gibt Unterrichtseinheiten für das ganze Land und gegenseitige Lernkultur. In Deutschland hat sich wenig verändert. Noch heute ist der Matheunterricht auf Rechnen und nicht mathematisches Denken ausgerichtet. Auch bei der Sprachförderung hapert es, eine Grundvoraussetzung für den Lernerfolg.

5. Geld, mehr Geld!

Die Bildungspolitik hat auf Wachstum gesetzt: mehr Kita-Plätze, mehr Zeit in der Schule, mehr Geld. Auf ein Mehr kann man sich schnell einigen. Es reicht aber nicht, einfach mehr Geld auszugeben. Deutschland hat in der Bildung in erster Linie weder ein Erkenntnis- noch ein Finanzproblem. Es mangelt an der Bereitschaft, das Notwendige zu benennen, und am Mut, es umzusetzen.