Zwei Artikel beschäftigen sich mit der gesellschaftlichen Spaltung und der Frage der Verantwortung:
Von wegen Zusammenhalt
Christian Stöcker findet in seiner Kolumne im SPIEGEL deutliche Worte gegen Impfverweigerer: Vergesst den Zusammenhalt. Er zitiert aus Briefen, die er in letzter Zeit erhalten hat: Mordaufrufe, Vergleiche mit Nazis, während sich die Impfgegner mit den Opfern des Holocausts gleichsetzen. Einige haben den Boden gemeinsamer Werte längst verlassen.
Verblendeten nicht entgegenkommen
Stöcker fragt zurecht, warum man diesen Extremen entgegenkommen sollte. Niemand der sich gegen Sexismus oder Rassismus einsetzt, würde man vorwerfen, dass er durch seine Haltung die Gesellschaft spaltet. „Das Leid etwa von Schulkindern, Eltern, Studierenden, Pflegekräften, Intensivmedizinerinnen und -medizinern war bislang offenbar weniger wichtig als der »Zusammenhalt«.
Zusammenhalt trotz Stümperei
Trotz der zahlreichen Fehler der Regierung hat der größte Teil der Bevölkerung eine enorme Bereitschaft zum Zusammenhalt bewiesen. Gesellschaftliche Konflikte zu ignorieren, um den »Zusammenhalt« nicht zu gefährden, hilft in einer Demokratie nicht weiter.
Die Zeit der Rücksicht ist vorbei
Ähnlich argumentiert der Volksverpetzter „Die Gesellschaft ist längst gespalten", die Zeit für Rücksicht ist vorbei.“ Sie beziehen sich auf Umfragen unter Ungeimpften, derzufolge zwei Drittel die AfD oder die Querdenkerpartei „Die Basis“ wählen: "Wer jetzt noch diskutiert, reicht den Faschisten die Hand. Sie fordern „Freiheit und Toleranz muss Grenzen haben, sonst zerstören sie sich selbst“.
Heißt "Freiheit" nur noch "Ich will"?
Gustav Seibt beschäftigt sich in der Süddeutschen Zeitung mit dem Versagen der Politik bei der Bekämpfung der vierten Welle. Bereits Anfang September hat Christian Drosten darauf hingewiesen, dass im Herbst wieder Kontaktbeschränkungen nötig seien – weil die Verbreitung der Delta-Variante hoch und die Impfquote niedrig ist. Passiert ist nichts. Begründet wurde dies mit der drohenden Spaltung der Gesellschaft begründet. Dabei ist es eine lautstarke Minderheit, die mit „Falschinformationen. Selbstmitleid, Narzissmus, apokalyptischen Ängsten und Gewaltdrohungen eine Mehrheit einschüchtern".
Kindischer Trotz als Freiheit
Auch die Begründung der persönlichen Freiheit des Indiums hält Seibt für nicht überzeugend, da der Einschränkung die Rechte der Gemeinschaft gegenüberstehen: Ohne öffentlichen Ordnung in Recht und Staat wäre kein Individuum mehr als ein paar Tage überlebensfähig.
Freiheit auf „Ich will“ reduziert
Seubst sieht das geistige Debakel der des Liberalismus, das auf "Ich will oder Ich will nicht" reduziert wird. „Kindischer Trotz als Freiheit – so Tief sind Teile des politischen Liberalismus gesunken. Es ist ein Freiheitsbegriff, der nur in Abwehr besteht und nichts Positives mehr will. Es ist vor allem Aufgabe der FDP Wege der Pandemiebekämpfung zwischen falschem Radikalindividualismus und der Verleugnung gesellschaftlicher Konflikte findet.