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Mittwoch, 5. Oktober 2022

Not macht solidarischer, als viele denken

Ulrich Schnabel berichtet in der ZEIT über Ergebnisse der Krisenforschung, die Mut machen. Not macht solidarischer, als viele denken.

Unterschiede bei der Fremd- und Selbsteinschätzung

Untersuchungen und auch Notfälle wie Flugzeug-Notlandungen zeigen: Die Menschen sind viel hilfsbereiter und rücksichtsvoller, als man denkt. „Wir leben auf einem altruistischen Planeten“ wird ein Forscher zitiert. Dies liegt auch an einem deutlichen Unterschied zwischen Fremd- und Selbsteinschätzung. Während viele Menschen behaupten, dass sich ihre Mitmenschen wenig um andere Menschen kümmern, sagen 80 %, dass ihnen ein Wir-Gefühl sehr wichtig ist. Auch bei den die aktuellen Preissteigerungen sagen die meisten, dass sie gut mit dem Geld auskommen, während ihnen die Preissteigerungen Sorgen machen.

Die Medien stürzen sich mit Vorliebe auf negative Beispiele

Ein Mensch ist ein vielschichtiges Wesen, das Anlagen zum Eigennutz und Gemeinsinn besitz und sich je nach Situation unterschiedlich verhält. Medien verweisen vor allem auf negative Beispiele und ignorieren, dass sich Menschen in Notsituationen oft solidarisch verhalten. Selbst nach den Terroranschlägen vom 11. September ist es nicht zu einer Massenpanik gekommen, Tausende boten sich als Helfer an. Berichte über angebliche Plünderungen nach dem Hurrikan Katrina stellten sich als falsch heraus.

Keine unnötigen Warnungen vor heißem Herbst

Vor dem Hintergrund der aktuellen Energiekrise warnen Forscher vor Panikmache. Menschen orientieren sich in unsicheren Situationen am angenommenen Mehrheitsverhalten – wer meint, vor lauter Egoisten umgeben zu sein, wird selber mehr auf den eigenen Vorteil achten. Wichtig ist dabei das Bild, das die Medien vermitteln.

Die Mehrheit will ein Land des Wirs

Die Krise wird ein Stresstest unseres demokratischen Systems, aber es gibt ein großes Potenzial für mehr Gemeinsinn, das entsprechend aktiviert werden müsste sie nach der Überschwemmung im Ahrtal. „Dabei geht es nicht allein ums Geld. Es geht auch darum, sichtbar zu machen, dass die unbestrittene Mehrheit immer noch gern in einem "Land des Wir" leben möchte."