In einem Beitrag im Focus rechnet der Neurowissenschaftler Henning Beck mit der Elite ab. Sie sind gefährlicher als Stammtische.
Die größten Starrköpfe findet man unter Akademikern
Ob an Berliner Unis oder in Kulturkämpfen in den USA (für Gendergerechtigkeit, für die Freiheit Palästinas oder Klimagerechtigkeit), die in den USA ausgetragen werden: Intolerante Protestformen richten massiv Schaden an. Die Zahl der Diskreditierungen und des Ausgrenzens nimmt massiv zu. Das Problem ist nicht der politische Inhalt des Protestes, sondern die Art wie er ausgetragen wird.
Herausforderungen der Debattenkultur
Eigentlich würde man von wissenschaftlich gebildeten Menschen einen zivilisierteren Umgang erwarten. Doch das Gegenteil ist der Fall. Die politisch intolerantesten Menschen finden Sie unter gut gebildeten Stadtbewohnern. Studien zeigen, dass Menschen mit zunehmendem Bildungsgrad politisch intoleranter und radikaler.
Bildung schützt nicht vor Radikalität
Bei vielen kontroversen Themen gibt es Gutgebildete. Sie sind schwer zu überzeugen und besonders radikal. Ein Grund: Je länger und besser Menschen mit wissenschaftlichen Fakten und argumentativen Techniken geschult werden, desto intensiver werden sich diese Menschen ihr eigenes Weltbild aufbauen.
Politische Voreingenommenheit
So führt Bildung zu Dogmatismus. Auch vermeintlich neutral Faktencheck helfen hier meistens nicht. Mit sauberen Fakten und analytischen Begründungen wird man nur wenige überzeugen. Gerade dann, wenn man ebenfalls mit Fakten und analytischen Begründungen geschult wurde.
Enttäuschung der Bildungshoffnungen
Der Autor bezeichnet es als Ironie, dass wir gehofft haben, Menschen durch Bildung offener und toleranter zu machen. Wir müssen nun feststellen: Wichtiger als eine selbstkritische Reflexion der eigenen Meinung ist der Schutz der eigenen Identität. Es wäre eine Tragödie, wenn wir wieder ein Zeitalter der wechselseitigen Intoleranz betreten.
Bescheidenheit vs. Selbstbewusstsein
Bildung muss mehr sein als ein Vermitteln von Informationen. Wissenschaft muss nach Widersprüchen suchen und Fakten in den Mittelpunkt stellen. Gute Wissenschaftler werden mit zunehmendem Wissen bescheidener, andere immer selbstbewusster. In unser Debattenkultur zählt immer mehr die plakative und robuste Schlagzeile.
Die Suche nach Bestätigung
Bei vielen Talkshows weiß man, wie sie endet - Schauen wir solche Sendungen nicht deswegen, weil man sich in seinen Ansichten bestärken will? Und liest man diesen Artikel nicht auch deswegen, weil man hofft, in seiner Position bestätigt zu werden?
Der Autor sieht darin eine Gefahr und fordert die Fähigkeit der Denkoffenheit und der Suche nach Widersprüchen im eigenen Denken zu schulen. Genau das war in der Wissenschaft immer der beste Weg. So wie mir mein Chemielehrer sagte: „Egal was du denkst, forschst oder tust – die Natur hat immer recht. Nicht du.“
Hat der Autor recht?
Der Autor gesteht ein, dass er falsch liegen könnte: „Wenn mir jemand ein besseres Argument vorlegen kann, werde ich versuchen, meine Meinung zu ändern. Ob mir das gelingt, kann ich aber noch nicht sagen. Es ist schließlich außerordentlich schwer.