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Donnerstag, 17. Juli 2025

Kulturkampf jetzt auch in Deutschland?!

Katharina Riehl kommentiert in der Süddeutschen Zeitung die geplatzte Wahl Frauke Brosius-Gersdorfs zur Verfassungsrichterin. Sie argumentiert, dass es auch in Deutschland einen Kulturkampf gibt. Dieses Thema greife ich auch in meiner aktualisierten Themenliste  auf. 

Lehrstück für einen modernen Kulturkampf 

Die gescheiterte Wahl von Frauke Brosius-Gersdorf zur Verfassungsrichterin zeigen mehrere Dinge. Der Unions-Fraktionsvorsitzende kann nicht führen, die Koalition wird ihrem Anspruch auf Geschlossenheit nicht gerecht und es ist ein Lehrstück über den modernen Kulturkampf. Wir gegen die, die gegen uns. Gegen die Professorin lief eine offensichtlich geplante Kampagne. Das rechtspopulistische Portal Nius und einschlägige Kanäle stellten sie als ultralinke Ideologin dar. Sie überfluteten Abgeordnete mit E-Mails und kritisierten die liberale Haltung zur Abtreibung und ihr Eintreten für eine Impflicht. 

Eine Schmutzkampagne wie aus dem Handbuch

Die meisten gegen Brosius-Gerstdorf vorgebrachten Vorwürfe sind unsinnig. Sie hat nie für eine Abtreibung bis zur Geburt geworben, vielmehr tritt sie für eine Entkriminalisierung in den ersten drei Monaten. Sie betonte auch immer wieder die schwierige Abwägung zwischen dem Schutz des Embryos und der Mütter. Bisher sorgte das austarierte Konstrukt, dass das Verhältnis zwischen liberale und konservative Richtern gleich bleibt -für die Union steht mit dieser Personalie konkret nichts auf dem Spiel.

Die Kampagne des „Plagiatsjägers“

Besonders absurd erscheint in diesem Zusammenhang ein selbsternannter „Plagiatsjäger“, der von rechten Kräften bezahlt auffallend häufig Frauen von der linken Seite ins Visier nimmt. Aber nicht mal er konnte ein Plagiat erkennen, übernommen wurden diese Vorwürfe in der Bundestagsdebatte dennoch, auch von Abgeordneten der Union. 

Kulturkämpfer brauchen keine Fakten

Oft reicht eine Idee, um eine brutale Debatte zu entflammen. Sie zeigt sich auch an dem Vorgehen gegen trans Personen, die bekämpft werden, als ob ihre schiere Existenz tatsächlich den Alltag der anderen bedrohen könnte. Die Bereitschaft abweichende Meinungen auszuhalten, ist auf beiden Seiten des politischen Spektrums kleiner geworden. Auch die Grünen haben einen Kandidaten der Union abgelehnt, allerdings gab es da keine digitale Hetzkampagne.

Harmonie zu verordnen, das alleine wird nicht reichen

Donald Trump hat in den letzten Monaten den Kulturkrieg durchgeführt – und in Deutschland sah man entsetzt zu. Aber auch in Deutschland droht die Ideologisierung der großen Themen die Parteien der Mitte zu zerreißen. Diese unversöhnliche Stimmung lässt sich nicht durch verordnete Harmonie nachholen.  „Wer ideologische Gräben verkleinern will, muss sie erkennen, muss moderieren, muss überzeugen. Die Wahl von Frauke Brosius-Gersdorf nachzuholen, wäre dafür ein guter Anfang.“

Meine Seminare zu gesellschaftlichen Themen

Zum Thema Gesellschaft biete ich eine Reihe von Themenvorschläge . Dazu zählt ein Seminar über die Frage, ob Deutschland gespalten ist und ein neuer Vorschlag über den Kulturkampf. Unter dem Titel „Über (Anti-)Wokeness, Abtreibung und Gendern – ein Kulturkampf?“ stelle ich die Begriffe vor und diskutiere, ob wir uns bereits in einem Kulturkampf befinden.