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Dienstag, 4. November 2025

Zerstörungslust – manche Menschen wünschen Gewalt für soziale Probleme

Die Soziologen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey haben ein Buch „Zerstörungslust“ mit brisanten Ergebnissen veröffentlicht. Eine kleine Gruppe von Menschen wünscht sich Gewalt und drakonische Strafen als Mittel zur Lösung sozialer Probleme. Über das Buch berichtete der Focus, außerdem gaben die Autoren Interviews im SPIEGEL, der ZEIT  und der Süddeutschen Zeitung

Menschen mit „destruktiven Tendenzen“

Amlinger und Nachtwey führten Interviews mit 2600 Menschen. Bei einer Gruppe von 12,5 % stellten sie „destruktive Tendenzen“ fest. Diese befragten sie weiter. 
Sie unterscheiden dabei zwischen drei Typen: 

  • Den Erneuerer, der das liberale politische System zerstören will, damit traditionelle Hierarchien an seine Stelle treten. 
  • Den Zerstörer, der gar nicht an eine bessere Zukunft glaubt und die Zerstörung als Selbstzweck sieht. 
  • Den Libertär-Autoritären, der die aktuelle Form der Regulierung ablehnt und sich einen neuen, wirtschaftlich befreiten, aber gesellschaftlich autoritären Staat wünscht.


Nullsummen-Denken als zentrale Rolle 

Das Denken dieser Menschen ist oft durch Nullsummen-Denken geprägt. Verluste der eigenen Gruppe werden als Gewinne anderer interpretiert und umgekehrt. Ein klassisches Beispiel dafür ist, dass Migranten den Einheimischen die Arbeitsplätze wegnehmen. Ihnen ist auch der Gedanke des Fortschritts abhanden gekommen  - war früher der bessere Job oder das bessere Auto des Nachbars ein Ansporn, ist es heute das Gefühl, dass ein guter Job weniger verfügbar ist. 

Zerstörungslust häufig in Verbindung mit biografischer Brüche 

Viele der Befragten betrachten ihr Leben als blockiert. Obwohl sie sich Mühegeben, haben sie keinen Erfolg. Viele Menschen haben Scheidung, Kündigung oder der Zwangsversteigerung des geliebten Eigenheim
Sie fühlen sich fremdbestimmt und sind bereit Schwächere zu demütigen und zu quälen. Obwohl Klimakleber oder trans Personen keine Konkurrenz sind, betrachten sie diese als ein Zeichen von sehr schnellen Wandels an Normen. 

Demokratischer Faschismus 

Die befragten Menschen bekennen sich zur Demokratie, sie wollen Wahlen gewinnen – und genießen gleichzeitig Grausamkeit und Gewalt. Sie bekennen sich zur Demokratie – sie wollen aber eine Demokratie für die sogenannten Normalen – andere werden ausgeschlossen. Dadurch sind die beiden Begriffe kein Widerspruch mehr: sie sind antidemokratisch, nationalistisch, migrationsfeindlich, gewaltaffin

Antifaschismus könnte kontraproduktiv sein

Die Interviewten sind voller Zynismus, konventionelle politische Aufklärung und Antifaschismus könnte sogar kontraproduktiv sein und als paternalistisch wahrgenommen. Sie fordern hingegen positive Visionen, denn Demokratie den Horizont einer offenen Zukunft, um handeln, gestalten, Lösungen finden zu können.“